Zähne
Milchgebiss beim Hundewelpen
Das Milchgebiss eines Hundewelpen hat 28 Zähne und ist nach der achten Lebenswoche vollständig aus gebildet. Das Milchgebiss des Hundewelpen besteht aus
– Eckzähnen (Caninus)
– Schneidezähnen (Incisivus)
– vorderen Backenzähnen (Prämolaren)
– die Mahlzähne fehlen dem Milchgebiss des Hundewelpen
Die Entwicklung des Zähne beginnt im Foetus mit der Anlage der Milchzähne. Die Welpen werden ohne Zähne geboren. Die ersten Milchzähne stossen im Alter von 2-4 Wochen durch. Nach rund 2 Monaten ist der Durchbruch abgeschlossen. In dieser Zeit werden auch die bleibenden Zähne im Kieferknochen angelegt. Diese lösen beim Nachstoßen die Wurzeln der ihren Platz einnehmenden Milchzähne langsam auf und verdrängen sie. Von den Milchzähnen bleiben dann nur noch die Krone und Teile der Wurzel, bis sie dann ausfallen. Die Schneidezähne fallen zuerst aus. Der Wechsel der Zähne ist mit rund 7 Monaten abgeschlossen. Nicht alle Zähne haben zwei Generationen. Molaren haben keine Milchzähne, sondern stoßen direkt als bleibende Zähne durch. Eine Besonderheit ist der erste Prämolar, der ebenfalls nicht gewechselt wird. Fachleute streiten sich, ob es sich um einen Milch- oder um einen bleibenden Zahn handelt.
Hunde haben bei voll entwickeltem Gebiss 28 Milchzähne und 42 bleibende Zähne. Bei kurzschädligen Hunden können einzelne Prämolaren fehlen. Sie haben im kürzer gewordenen Kiefer keinen Platz mehr oder sind quer- statt längsgestellt.
Der Zahn wird unterteilt in Krone, Hals und Wurzel. Die äußerste Schicht der Krone besteht aus Schmelz. Dies ist die härteste Substanz des Körpers. Die Außenseite der Wurzel wird von Zement bedeckt. Zement sieht ähnlich aus wie Knochen, ist aber weicher. Im Zement sind Stützfasern (parodontales Ligament) eingebaut, welche den Zahn zusammen mit dem Zement im Zahnfach (Alveole) befestigen. Der Hauptanteil des Zahnes besteht aus dem Zahnbein (Dentin). Dentin ist im Gegensatz zu Schmelz schmerzempfindlich. Dentin kann zeitlebens durch die sogenannten Odontoblasten repariert werden, während Schmelzschäden wegen dem Fehlen von produzierenden Zellen nicht repariert werden können. Im Zahninnern befindet sich der lebende Anteil des Zahnes, die Pulpa. Sie enthält Bindegewebe, Blut- und Lymphgefässe, Nerven und Zellen. Der Hohlraum ist besonders bei jugendlichen Hunden groß. Er wird durch Dentin-Anlagerung von innen zeitlebens etwas verkleinert.
Zahnwachstum des Milchgebisses beim Hundewelpen
Eckzähne/Milchzähne
3. – 5. Lebenswoche des Hundewelpen
Schneidezähne/Milchzähne
4. – 6. Lebenswoche des Hundewelpen
vordere Backzähne/ Milchzähne
4. – 10. Lebenswoche des Hundewelpen
Durchbruch und Wechselzeiten der Hundezähne
Die Zähne werden mit folgenden Fachbegriffen bezeichnet: Incisivus (Schneidezahn), Caninus (Eckzahn), Prämolaren (vordere Backenzähne), Molaren (hintere Backenzähne). Der Reisszahn ist der mächtigste Backenzahn. Im Oberkiefer ist es der vierte Prämolar (P4), im Unterkiefer der erste Molar (M1).
Zahn |
Bezeichnung | Durchbruch des Milchzahns | Durchbruch der bleibenden Zähne |
Incisivus |
I1, I2, I3 |
4 – 6 Wochen |
3 – 5 Monate |
Caninus |
C |
3 – 5 Wochen |
5 – 7 Monate |
Prämolaren |
P1 P2, P3, P4 |
– 5 – 6 Wochen |
4 – 5 Monate 5 – 6 Monate |
Molaren |
M1, M2, M3 |
– |
4 – 7 Monate |
Gebissstellung
Das normale Hundegebiss ist das
- Scherengebiss, bei dem die Zähne des Oberkiefers über die untere Zahnreihe greifen
- Bei dem Zangengebiss treffen die Schneidezähne aufeinander
- Bei dem Unter – oder sogenannten Überbiss greifen die unteren Schneidezähne weit hinter die Oberen und berühren evtl. den Gaumen
- Beim Vorbiss greifen die unteren Schneidezähne vor die Oberen
Der Begriff Parodontium umfasst alle Stützgewebe um die Zähne, nämlich die den Zahn anliegende Schleimhaut (die Gingiva), das parodontale Ligament und der Kieferknochen (Alveole). Die Gingiva umgibt den Zahn. Sie ist gegen die übrige Mundschleimhaut meist farblich deutlich angesetzt und nicht verschieblich. Gegen den Schmelz wird durch die freie Gingiva die Zahnfleischtasche (Sulcus gingivalis) gebildet. Sie ist bei gesunden jungen Hunden 2-3 Millimeter tief und endet noch auf Schmelzhöhe. Bei älter werdenden Hunden verschiebt sich diese Anheftung Richtung Zement. Jede parodontale Erkrankung beginnt in dieser Zahnfleischtasche.
Als Okklusion bezeichnet man die korrekte Stellung von Ober- und Unterkiefer sowie dessen Zähne. Die wichtigsten Punkte zur Ueberprüfung sind (1) das Scherengebiss (Oberkieferincisivi stehen vor Unterkieferincisivi), (2) Interdigitation der Canini (Unterkiefercaninus passt genau zwischen letzten Oberkieferincisivus und Oberkiefercaninus), (3) alternierende Prämolarenabfolge (die Spitzen der Prämolaren passen genau in den gegenüberliegenden Zwischenzahnraum) und (4) Oberkiefer ist breiter als Unterkiefer (Oberkiefermolaren gleiten auf der Innenseite an den Unterkiefermolaren aussen vorbei).
Andere wichtige Erkrankungen
Bei Unfällen können die Zähne auch in Mitleidenschaft gezogen werden. Zu beachten sind insbesondere Brüche (Frakturen) den Zähne, bei denen die Pulpa eröffnet wurde. Es kommt unweigerlich zu einer Entzündung der Pulpa, welche nicht nur schmerzhaft ist, sondern auch auf den Knochen übergehen kann. Weil die Pulpa bis zum Alter von zwei Jahren wesentlich für den Aufbau und die Stärke des Zahnes verantwortlich ist, sollten Zahnfrakturen bei Hunden und Katzen unter zwei Jahren Alter innerhalb von drei Tagen korrekt versorgt werden. Dabei wird der exponierte Teil der Pulpa abgetragen, der verbleibende Teil geschützt und die abgebrochene Krone so weit wie nötig aufgebaut. Zahnfrakturen bei älteren Hunden und Katzen hingegen sind zwar auch schmerzhaft, aber keine Notfälle und sollten innert zwei Wochen therapiert werden. Hier kann die Pulpa entfernt werden. Der Wurzelkanal wird mit geeigneten Materialien gefüllt und durch der Zahnstumpf wird aufgebaut.
Nicht selten werden Heimtiere mit Fehlstellungen vorgestellt. Falls der Ursprung erblicher Natur ist und dem Hund oder der Katze ausser kosmetischen Einbussen keine Nachteile wie Kauschwierigkeiten oder Schmerzen erwachsen, sollte von einer Therapie abgesehen werden. In den meisten Fällen handelt es sich hierbei um sogenannte skelettale Fehlstellungen, bei denen der Kiefer zu kurz oder zu lang ist. Derartige Stellungen ohne klinische Symptome gelten als Rassenstandard bei einigen Hunderassen wie zum Beispiel dem Mops oder den Bulldoggen. Die zweite Gruppe umfasst Fehlstellungen einzelner Zähne. Häufig ist ein nicht rechtzeitig ausfallender Milchzahn Schuld, dass der nachstossende bleibende Zahn seinen korrekten Platz nicht einnehmen kann. Insbesondere bei den Eckzähnen hat dies Konsequenzen, weil der bleibende Caninus zu weit innen steht, unter Umständen in den Gaumen stechen kann, Schmerzen verursacht und manchmal sogar die normale Entwicklung der Kiefer stört. Deshalb sollten Milchzähne, bei welchen der nachfolgende bleibende Zahn schon sichtbar ist, sofort gezogen werden. Der Zahnwechsel findet bei den meisten Rassen im Zeitraum zwischen 5 und 7 Monaten Alter statt.
Viele Zahnerkrankungen bei Hund und Katze können frühzeitig erkannt werden. Mit Hilfe einer rechtzeitigen Behandlung bei Ihrem Kleintierspezialisten und einer guten Nachsorge erhalten Sie Ihrem Heimtier ein gesundes Gebiss und tragen wesentlich zu einem artgerechten Hunde und Katzenleben bei.
Dieser Artikel ist erschienen in HUNDE 2/01
Autor:
Daniel Koch, Dr. med. vet. ECVS
Universität Zürich, Kleintierchirurgie
Zahnstein
Bei tierärztlichen Untersuchungen sollte nicht auch die Untersuchung der Mundhöhle fehlen. Die Tierbesitzer sind fast immer interessiert an Aufklärung über Mundgeruch Zahnlockerungen, Zahnfleischentzündungen usw. und machen dankbar Gebrauch von vernünftigen Behandlungsvorschlägen. Die meisten entzündlichen Zahnfleisch – und Zahnbetterkrankungen werden durch die Ansammlung mykotischer und bakterieller Beläge an der Zahnoberfläche – der Bildung sog. Plaques – verursacht. Bakterien produzieren Toxine, welche Zahnfleisch und Zahnbett reizen. Solange die immunologische Abwehr des Körpers intakt ist, wird die mikrobielle Besiedelung der Mundhöhle in Grenzen gehalten und hat somit keine Schäden zur Folge. Speziell bei den kleinwüchsigen Hunden und bei Perserkatzen können sich Plaquebeläge auf Grund verminderter lokaler Abwehr rasch vermehren, gewisse Fermente dringen in das Zahnfleisch ein und lockern es auf. Wird die Befestigung des Zahnfleisches am Zahn und Kieferknochen zerstört, kommt es zur Bildung von Zahnfleischtaschen. Innerhalb der Taschen können die selbstreinigenden Mechanismen der Mundhöhle ( Speichelfluss, Zungenbewegungen, Futteraufnahme ) nicht wirksam werden. Als Folge entsteht Zahnstein und sogar Karies unter dem Zahnfleisch. Durch Einlagerung von Mineralien des Speichels in die Plaquebeläge entsteht der gelbbraune Zahnstein. In der Furche zwischen Zahnsteinrand und Zahnfleisch finden sich häufig verfilzte Haarstränge, welche von übel riechenden Futterresten, Detritus und Bakterien durchsetzt sind. Das darunterliegende Zahnfleisch ist stark entzündet und hat starke Blutungsbereitschaft. Nebenbei ist ein hochgradiger Bakterienbefall auch systemisch wirksam, so können sich auch diese Erregen u.a. an Herzklappen ansiedeln. Die einzige und wirkungsvolle Therapie ist das Entfernen des Zahnsteines mittels Ultraschallgerätes unter Narkose und die eventuell anschließende Antibiotikagabe in Form von Tabletten über 10 – 14 Tage.