Ektopische Ureteren

Ektopische Ureteren (Harnleiter)

Ektopische Ureteren (EU) sind eine kongenitale Fehlbildung, bei der ein oder beide Ureteren nicht an der anatomisch korrekten Stelle in die Blase, sondern weiter kaudal in den Blasenhals oder extravesikal in die Urethra oder Prostata, in den Ductus deferens, in die Scheide oder in den Uterus münden.

Beim gesunden Hund wird der Harn, der ununterbrochen in der Niere produziert wird, durch die beiden Harnleiter, die Ureteren, zur Harnblase transportiert. Die Harnleiter verlaufen über eine kurze Distanz innerhalb der Blasenwand und münden dann in die Harnblase. Die Harnblase ist das Harnspeicherorgan. Sie besitzt an ihrem Ausgang einen Verschluss-Mechanismus, einen Sphinkter. In der Füllungsphase der Harnblase ist dieser Sphinkter verschlossen, der Harn sammelt sich und die Harnblase dehnt sich langsam aus. Ist die Harnblase voll, so ist die Dehnung so stark, dass Harndrang auftritt. Der Hund sucht sich einen geeigneten Platz zum Pinkeln. Beim Pinkeln wird diese Verschlusseinrichtung bewusst geöffnet, der Sphinkter wird entspannt, die Harnblase entleert sich und der Harn fließt über die Harnröhre ab.

Die Ureterektopie ist eine angeborene Erkrankung. Als eine Ektopie (aus dem Griechischen „ausser Ort“) bezeichnet man in der Medizin eine Störung in der Entwicklung des Embryos oder des Fetus, bei der sich Gewebe oder ganze Organe an einem falschen Ort ansiedeln. Ein Harnleiter wird als ektopisch bezeichnet, wenn er nicht an der richtigen Stelle in die Harnblase sondern erst weiter hinten, z.B. direkt in die Harnröhre mündet. Bei Rüden können ektopische Harnleiter auch in den Samenleiter oder den Ausführungsgang der Prostata münden, bei der Hündin auch in die Gebärmutter oder in die Scheide.

Ektopische Harnleiter treten bei bestimmten Hunderassen wie z.B. Retrievern, Pudeln, Sibirische Huskies und einigen Terrierarten gehäuft auf. In letzter Zeit wurden auch Fälle beim Entlebucher Sennenhund diagnostiziert. Tritt eine Erkrankung in einzelnen Rassegruppen gehäuft auf, dann wird eine genetische Veranlagung vermutet, in keiner der betroffenen Rassen wurde jedoch bisher der Vererbungsmodus geklärt.

Hunde mit ektopischen Ureteren werden meist wegen ständigen Harnträufeln vorgestellt. Dieser unwillkürliche Harnabgang wird als Harninkontinenz bezeichnet. Inkontinenz tritt auf, wenn die Mündung der Harnleiter hinter der Verschluss-einrichtung der Harnblase und/oder Harnröhre verlagert ist, da der Harnabfluss dann nicht mehr bewusst verhindert werden kann. Bei Hündinnen tritt dieser unkontrollierbare Harnabgang bereits im Welpenalter auf. Rüden mit ektopischen Harnleitern sind häufig im Welpenalter unauffällig, da beim Rüden ein grosser Teil der Harnröhre als Verschlusseinrichtung der Harnblase fungiert. Mit zunehmendem Alter oder nach Kastration verliert die Verschlusseinrichtung jedoch an Kraft, daher werden Rüden mit ektopischen Ureteren häufig erst nach Kastration oder im fortgeschrittenen Alter inkontinent.

Ein Teil der Hunde mit ektopischen Ureteren haben zudem neben der angeborenen Fehlmündung des Harnleiters gleichzeitig auch noch eine angeborene Schwäche des Harnblasenverschluss- mechanismus, die ebenfalls zur Inkontinenz führt.

Ektopische Ureteren führen jedoch nicht nur zu Inkontinenz sondern begünstigen auch das Angehen von Blasen- und Nierenbeckenentzündungen. Zudem besteht häufig eine Abflussstörung, da der Urin bei ektopischen Ureteren nicht wie gewöhnlich in das Sammelorgan Harnblase abfliessen kann, sondern in andere Strukturen eingeleitet wird, die sich weniger gut ausdehnen können. Diese Harnabflussstörung kann zu Rückstau im Harnleiter und in der Niere führen, in der Folge weiten sich Harnleiter und Nieren. Führt auch diese Behandlung nicht zur Kontinenz, so kann während einer Harnröhrenspiegelung Kollagen unter die Harnröhrenschleimhaut gespritzt werden. Kollagen wird beim Menschen in der Schönheitschirurgie zur Faltenunterspritzung eingesetzt, es hat einen Polstereffekt. Wird es Hunden, deren Verschlussmechanismus der Blase ungenügend ist, unter die Harnröhrenschleimhaut gespritzt, so erzielt man damit einen besseren Verschlussdruck der Harnröhre, 75% der Hunde werden kontinent.

Nach der chirurgischen Korrektur werden 72% der Hunde kontinent, d.h. sie verlieren keinen Harn mehr, nach einer zusätzlichen Behandlung der Schwäche des Verschlussmechanismus ist eine Kontinenzrate von 80% zu erwarten.nter die Harnröhrenschleimhaut gespritzt, so erzielt man damit einen besseren Verschlussdruck der Harnröhre, 75% der Hunde werden kontinent.

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