Trächtigkeit

Die Trächtigkeit &
die Entwicklung des Welpen vor seiner Geburt

1. Woche

Für den Fall, dass Ihre Hündin Medikamente nehmen muss, gehen Sie bitte zum Tierarzt und besprechen Sie die Medikamentenvergabe bevor Sie dem Tier ein Medikament verabreichen. Die Hündin sollte normal gefüttert und normal bewegt werden. Bitte keine Insektizide benutzen oder Impfungen mit lebend Stoffen verabreichen. Erster Deckungstag. Sperma wandert außerhalb der Gebärmutterschleimhaut. Um die Chancen einer Befruchtung zu erhöhen, sollte der Deckakt innerhalb von 48 Stunden nach dem ersten Deckakt wiederholt werden.

1. Tag
Die Spermien wandern zu den Eileitern. Bei gesunden Rüden ist das Sperma bis zu sechs Tage im weiblichen Genitale befruchtungsfähig.

2.-4. Tag
Befruchtung der Eizellen in der Eileiterampulle.

4.-8. Tag
Die befruchteten Eizellen wandern in den Gebärmutterhals. Die Eizelle teilt sich nun täglich im mittleren Eileiterabschnitt. Zweizell-Stadium, Vierzell-Stadium usw. = frühembryonale Teilungsstadien. Die ersten Teilungsstadien sind einen zehntel Millimeter groß.

 

2. Woche

Pflege und Haltung der Hündin wie in Woche 1.

8.-9. Tag
Die Eizellen entwickeln sich zu Blastozysten. Bei der Hündin geht die Läufigkeit normal zu Ende. Die Hündin wird wie stets gefüttert und bewegt, keine Medikamente ohne Tierarzt!

10.-17. Tag
Die sich weiter teilenden Embryonen liegen zunächst für ca. 5 – 7 Tage frei und unregelmäßig in der Gebärmutter. Danach verteilen sie sich gleichmäßig im Gebärmutterhorn.

 

3. Woche

18.-20. Tag
Einnistung der Embryonen in die Gebärmutter, die Ausbildung der Plazenta beginnt. Jeder Embryo hat jetzt seinen festen Platz. Die Hündin leidet möglicherweise unter morgendlicher Übelkeit aufgrund der hormonellen Umstellung oder Spannungen in der Gebärmutter. Füttern Sie kleine Mahlzeiten mehrmals am Tag, um gegen die morgendliche Übelkeit zu helfen. Falls die morgendliche Übelkeit anhält, kann der Tierarzt ein Mittel verschreiben, um die Gebärmutter zu beruhigen. Manche Hündinnen fressen ab dem 20. Tag für einige Tage gar nichts oder zumindest sehr wenig. In der Regel pegelt sich ihr Fressverhalten danach wieder ein. Viele Hündinnen sind jetzt besonders anhänglich.

 

4. Woche

21.-28. Tag
Am 22. Tag sind die Embryonen sichtbar. Der Herzschlag kann zur Diagnose der Trächtigkeit herangezogen werden. Anstrengende Aktivitäten sind jetzt zu vermeiden. Die Proteinzufuhr im Futter kann erhöht werden. Hierfür eignet sich sehr gut die Gabe von Welpenfutter. Zu diesem Zeitpunkt kann mit einer Ultraschalluntersuchung der Zustand der Trächtigkeit festgestellt werden.
Die Ausbildung der Plazenta ist abgeschlossen. Am Ende dieser Embryonalperiode sind beim Hund alle wichtigen Organsysteme angelegt, die endgültige Körperform ist bereits in ihren Grundzügen erkennbar. Man spricht nicht mehr von Embryonen, sondern vom Fetus. Sterben die Fruchtanlagen bis zum 28. Trächtigkeitstag ab, werden sie meist unauffällig resorbiert. Durch Ultraschalluntersuchung kann die Trächtigkeit nachgewiesen werden. Die Hündin kann zähflüssigen klaren bis milchig trüben Schleim absondern, meist ein sicheres Zeichen für eine Trächtigkeit.  Die Zitzen bei der Hündin beginnen sich aufzurichten und färben sich rosa.
Achtung! Während der Organgenese bis zum 35. Tag sind die Welpen äußerst empfindlich für äußere Einwirkungen wie Medikamente, Impfungen, Röntgenstrahlen, Vitaminmangel und –überversorgung, Überhitzung (z.B. im Auto), Umweltschadstoffe (z.b. Düngemittel in Pfützen) diese sind unter anderem verantwortlich für Fehlbildungen!!

26.-30. Tag
Dies ist der beste Zeitpunkt, um die Trächtigkeit anhand des Herzschlags zu diagnostizieren. Die Embryonen sind etwas walnussgroß und sind gleichmäßig im Uterus verteilt.

 

5. Woche

Die Hündin hört auf, die Beine anzuziehen, weil das Gewicht ansteigt und die Welpen sich drehen. Das Anschwellen der weiblichen Scham wird merkbarer. Bitte achten Sie auf das Gewicht der Hündin und überfüttern Sie nicht. Die Herzschlag ist aufgrund der ansteigenden Flüssigkeit in der Gebärmutter nicht mehr länger als Diagnosemethode nutzbar.

28.-35. Tag
Die Fetalperiode ist durch die Ausdifferenzierung der Organe und das schnelle Wachstum der Welpen gekennzeichnet. Die Augenlider sind ausgebildet, die Ohrmuschel bedeckt den Gehörgang, die Finger separieren sich, das männliche Genital ist erkennbar und die fünf Zitzenpaare. Die Fellfarbe beginnt sich zu entwickeln. Der Herzschlag der Föten ist per Stethoskop hörbar. Die Hündin nimmt an Bauchumfang zu. Die Zitzen schwellen an. Bei einigen werdenden Müttern steigt das Trinkbedürfnis.

 

6. Woche

Machen Sie die Hündin mit der Welpenbox vertraut. Lassen Sie sie dort schlafen. Erhöhen Sie die Anzahl der Mahlzeiten und behalten Sie ihr Gewicht im Auge.

35.-42. Tag
Die Finger sind vollständig getrennt und gespreizt, die Krallen ausgebildet Die Tasthaare sind sichtbar. Unsere Hündin wird auf Spaziergängen vielleicht etwas träger und spielt nicht mehr gern mit anderen Hunden. Sie schützt ihre Flanken und lässt fremde Hunde nicht mehr nah an sich heran.

 

 

7. Woche

42.-49. Tag
Die Knochen verstärken sich. Die Welpen können nun leicht unter der Bauchdecke ertastet jedoch noch schlecht gezählt werden. Die Haare am Bauch der Hündin fallen aus.
Die Hündin bekommt jetzt mehrere Mahlzeiten am Tag, aber dick sollte sie dennoch nicht werden. Per Röntgenaufnahme lassen sich Anzahl und Größe der Hündchen bestimmen. Die Hündin sollte nur dann geröntgt werden, wenn Schwangerschaftsprobleme auftauchen oder zu diesem Zeitpunkt noch immer unsicher ist, ob sie tatsächlich Welpen bekommt. (z.B. Verdacht auf Einfrüchtigkeit)

 

8. Woche

Die Hündin hat weniger Hunger, was durch den Platzmangel im Bauch verursacht wird. Unterrichten Sie Ihren Tierarzt über den zu erwartenden Geburtszeitpunkt und erörtern Sie mit ihm mögliche Probleme. Stellen Sie die Utensilien für die Geburt zusammen und bereiten Sie alles vor.

49.-56. Tag
Die Bewegung der Welpen im Mutterleib ist leicht erkennbar – flache Hand vorsichtig auf den Bauch der entspannten Hündin legen. Die Körperbehaarung der Welpen ist voll ausgeprägt. Die Hündin verbringt sehr viel mehr Zeit mit der eigenen Körperpflege. Die Zitzen schwellen weiter an. Die Hündin wird unruhiger und sucht einen geeigneten Platz fürs Werfen. Sie sollte mit ihrer Wurfkiste vertraut gemacht werden. Eine spannende Frage in dieser Zeit: „Meine Hündin hat 4 kg zugenommen, mit wie vielen Welpen kann ich rechnen?“ Das ist ganz individuell. Die eine Hündin wirft 6 Welpen mit je 450 Gramm Geburtsgewicht, die andere wirft 10 Welpen mit 300 Gramm Geburtsgewicht.

50.-65. Tag
Säubern Sie Bauch und Schambereich mit warmem Wasser. Kürzen Sie das Haar rund um die Zitzen, um den Welpen den Zugang zu erleichtern.

56.-63. Tag
Hundewelpen werden als „Nesthocker“ geboren, die Ausdifferenzierung einzelner Organe wie z.B. der Lunge ist bei der Geburt noch nicht beendet, die Augenlider und Gehörgänge sind geschlossen. Die Hündin wird ruhelos und beginnt, Nestbauverhalten zu zeigen. Sie sucht nach einem geeigneten Platz zum Werfen, gräbt Höhlen, scharrt überall herum, hechelt. Es kann sich weiße Scheidenflüssigkeit absondern. Sinkt die Körpertemperatur um ca. 1,5 – 2 Grad ab, werden die Welpen innerhalb der nächsten 6 – 24 Stunden geboren.

63. Tag
Der vorausberechnete Tag der Geburt. Viele Hündinnen werfen zwischen dem 58. und 63. Tag. Einige lassen sich auch bis zum 66. Tag Zeit. Beobachten Sie Ihre Hündin vor allem bei Verspätungen sehr genau. Übelriechender, dunkler Ausfluss ist ein Alarmzeichen, sofort den Tierarzt aufzusuchen. Spätestens am 66. Tag muss ohnehin ein Tierarzt konsultiert werden. Es könnten Geburtsprobleme wie zu große oder abgestorbene Welpen vorliegen. Dann kann nur schnelles Handeln das Leben von Mutter und Welpen retten.

66. Tag
Am 66. Tag sollten Sie unbedingt den Tierarzt aufsuchen, ob eine Störung vorliegt.´

 

 

Die Entwicklungsphasen des Welpen nach seiner Geburt

Vegetative Phase (1. und 2. Woche)

In dieser Phase sind die Augen und Ohren noch geschlossen, der Geruchssinn ist noch nicht sehr stark entwickelt.

 

Übergangsphase (3. Woche)

Jetzt öffnen sich die Lidspalten und die äußeren Gehörgänge, sehen kann der Welpe aber noch nichts. Erst mit der dem 17. oder 18. Lebenstag entwickelt sich die Sehfähigkeit. Dasselbe trifft für das Gehör zu. Hat der Welpe vorher fast ausschließlich getrunken und geschlafen nimmt er nun seine Wurfgeschwister und die unmittelbare Umgebung aktiv wahr.

 

Prägungsphase (4-7. Woche)

Augen, Nase und Ohren sind nun voll entwickelt. In dieser Zeit lernt der Welpe im Idealfall mit ganz unterschiedlichen Eindrücken (Menschen, Geräuschen, optischen Eindrücken etc.) umzugehen. Er nimmt seine Umfeld bewusst wahr und lernt seine Sozialpartner kennen. Im Spiel mit seinen Wurfgeschwistern lernt er seinen sozialen Rang zu finden und sich und die anderen auszutesten. In dieser Zeit wird seine Persönlichkeit und sein Temperament geprägt. Wird in dieser Zeit ein Welpe isoliert gehalten und mit keinerlei Eindrücken bzw. Sozialpartnern zusammen gebracht, kommt es mit größter Wahrscheinlich später zu Sozialisierungsproblemen die man nur noch schwer aufarbeiten kann.

 

Sozialisierungsphase (8. bis 12. Woche)

Der Welpe beginnt, seine Umwelt zu entdecken und sich in die Rangordnung einzufügen. Alles war er jetzt lernt, lernt er sozusagen fürs Leben. Im Rudel wird der Welpe jetzt vom Rüden erzogen und genau diese Aufgabe müssen wir nun übernehmen. Ist der Welpe auch noch so süß…es ist in dieser Zeit absolut notwendig dem Welpen liebevoll aber auch konsequent seine Grenzen aufzuzeigen. Die große Neugier, Aufgeschlossen- und Lernfähigkeit der Welpen sollten wir uns dabei unbedingt zu nutzen machen. Der Kontakt zu anderen Welpen, Menschen aber auch neuen Geräuschen, unterschiedlichen Bodenbelägen, anderen Tieren etc. ist unerlässlich.

Diese Zeit ist die wichtigste Zeit für uns und den Welpen.
Alle in dieser Zeit, durch falsche Behandlung erfahrenen Unsicherheiten und Ängste sind nach dieser Phase kaum mehr rückgängig zu machen und wirken in der Hundeseele sein ganzes Leben nach.

Hunde haben kein festgelegtes Instinktwesen. Es reicht also nicht aus, alle angeborenen Verhaltensweisen zu erlernen, um besser mit dem Hund zurecht zu kommen. Wichtig ist es die altersbedingten, angeborenen Lernfähigkeiten genau zu analysieren, sein Verhalten zu den Eltern zu beobachten. Gerade das Verhältnis Vater-Rüde und Welpen (der Vater-Rüde übernimmt einen großen Teil der Erziehung) gibt uns viel Aufschluss darüber, wie sich die Interaktionen zwischen dem Vater-Rüden und dem Welpen in den einzelnen Lebensphasen gestaltet und wie sich dadurch die Hundepersönlichkeit aufbaut.

Das Wissen um die Sozialentwicklung der Hunde und das diese lernen müssen, erleichtert uns den Umgang und dessen Erziehung.

Weite und Umfang der sozialen Partnerschaft zwischen Mensch und Hund werden eben jetzt in der Sozialisierungsphase unwiderruflich geprägt und wirken für alle weitere Zukunft auf fast alle Eigenschaften des Hundes ein.

Die vorgebliche »Wesensschwäche« so vieler Hunde beruht häufig genug auf Erziehungsfehlern in der Sozialisierungsphase, in der zumeist viel zu wenig mit dem Hund gespielt, dafür um so mehr »dressiert« wird. Manche Menschen halten sich für verhinderte Löwenbändiger und den Hund für einen wilden, reißenden Wolf, wobei sie gleich zwei Denkfehler begehen.

Erstens ist ein Raubtierdompteur längst kein Tierbändiger mehr, der die »wilde Bestie« unter seinen eisernen Willen zwingt, sondern ein feinfühliger Tierfreund, der weiß, dass er die größten Leistungen nur dann erwarten kann, wenn die großen Katzen mit Freude bei der Arbeit sind. Zweitens gibt es keinen »wilden, reißenden« Wolf, sondern nur freundliche, überaus friedliche Wölfe, die niemandem etwas zuleide tun wollen, sieht man davon ab, dass sie von der Natur dazu geschaffen wurden, die Übervermehrung vieler Tierformen ihres Lebensraumes zu verhindern und dafür deren Bestand durch Beseitigung schwächlicher Individuen gesund zu erhalten. Für diese Lebensaufgabe haben sie ein Sozialleben entwickelt, das selbst uns Menschen beispielhaft sein kann und das sie — zumindest in Form des Hundes — mit uns zu teilen bereit sind. Wer das verkennt, und wer das nicht gerade in jener Zeit, in der der Welpe seine sozialen Antriebe verwirklicht und ausbaut, sehr bedacht fördert, der macht sich dem Hund gegenüber schuldig.

 

Rangordnungsphase (13.-16.Lebenswoche)

Der Hund nimmt seine Stellung in der Rangordnung ein. Der Rudelführer Mensch wird auf seine Führungsqualitäten geprüft. In dieser Phase ist es wichtig, das der Welpe seine Grenzen kennt und vom Mensch klare Regeln erhält.

 

Rudelordnungsphase (5. / 6. Monat)

In diese Zeit fällt der Gebisswechsel des jungen Hundes. Er ist nun bestrebt, sich seinen Platz im Rudel zu suchen und seine Position zu festigen. Der neue Besitzer des Hundes muss dem Hund deutlich klarmachen, dass die Stellung des Hundes die unterste im „Familienrudel“ ist. Damit ist für den Hund seine Position geklärt, und er wird sich nun besonders eng demjenigen anschließen, der für ihn den Rudelführer symbolisiert, dessen Autorität anerkannt wird.

 

Pubertätsphase (7. -12. Monat)

Dauer ist rasseabhängig
Der Rüde hebt (in der Regel) erstmalig sein Bein, die Hündin hat die erste Läufigkeit, Konkurrentinnen werden weg gebissen. In dieser Phase erlebt man oft regelrechten Trotz bei den Hunden und er scheint alles bereits erlernte einfach wieder „vergessen“ zu haben. In dieser Zeit sollte man keinesfalls resignieren, sondern mit liebevoller aber unnachgiebiger Konsequenz weiter mit dem Hund arbeiten.

 

Reifungsphase (12. bis 18. Monat)

Nun zeigt es sich, ob der Hund die Anleitung erhalten hat, die seine Entwicklung optimal fördern konnte. Der fortdauernde Bestand der Lernfreudigkeit und der Bereitschaft zur freundlichen Kontaktaufnahme mit Mensch und Tier belegen dieses. Der Hund ist nun psychisch ausgereift und kaum noch zu verändern. Positive, wie negative Eindrücke und Erfahrungen bestimmen nun sein weiteres Handeln.

zitiert und übernommen von Eberhard Trumler aus seinem Buch: “Hunde ernst genommen”,
Piper Verlag,1989, 9.Auflage