Anekdoten und Hymnen

Anekdoten

Das also war des Pudels Kern!
(aus Goethes Faust)

Johann Wolfgang von Goethe

Rund um den traditionsreichen Pudel gibt es viele Geschichten und Anekdoten. Hier Beispiele aus Paris: Dort lebte vor langer Zeit ein besonders treuer Pudel. Als sein Meister zu Grabe getragen wurde, wich das gute Tier nicht von der Stelle, so dass man ihm auf dem Grabe eine Hundehütte errichten lassen musste.

Ein anderer Pudel soll darauf abgerichtet worden sein, den Leuten die Schuhe schmutzig zu machen. Sein Meister war Schuhputzer…

Dann gibt es die Geschichte von Victor Hugo (1802 – 1883), der seinen Pudel „Baron“ einer einsamen Dame in Russland zur Gesellschaft geschenkt haben soll. Kurz darauf soll dieses Tier am neuen Ort verschwunden und nach einigen Monaten vor der Tür des ehemaligen Meisters wieder aufgefunden worden sein. Schmutzig, erschöpft und völlig abgemagert soll der Pudel seiner Freude über das Wiedersehen mit einem schwachen Wedeln zum Ausdruck gebracht haben. Es soll ohne Zweifel sein treuer „Baron“ gewesen sein. Niemand konnte sich erklären, wie es möglich war, dass sich dieser Pudel auf einer so weiten Strecke richtig orientieren konnte. In Frankreich kennt man das Kompliment „treu wie ein Pudel“.

Hier die Geschichte vom tapferen „Moustache“, der 1805 bei Austerlitz die Fahne seines Regimentes vor Feindeshand gerettet haben soll. Dieser schwarze Pudel wurde 1799 in der Normandie geboren, und eine Kanonenkugel in Badajoz (Spanien) brachte ihm im Alter von 12 Jahren den Tod.

Doch die älteste Geschichte dieser Art geht zurück ins 17. Jahrhundert auf einen weißen Wollhund namens „Boy“. 1644 wird auf dem Schlachtfeld von Marston Moor (GB) der legendäre weiße Pudel “Boy“ in treuer Verteidigung seines Meisters Prinz Rupert durch eine feindliche Kugel tödlich getroffen. Nach zuverlässigen Überlieferungen entstammte „Boy“ einer edlen deutschen Zucht. Er wurde dem Prinzen während seiner Gefangenschaft in Linz zur Unterhaltung geschenkt. Zwischen den beiden entwickelte sich eine tiefe Beziehung. Nach Beendigung seiner Gefangenschaft kam Prinz Rupert nach England, wo er sich auf Schritt und Tritt von seinem vierbeinigen Freund begleiten ließ. Die Begebenheit, wie der Prinz seinen Hund mit den Worten „To him Pudel“ im Streit gegen eine feindliche Gruppe anfeuerte, wurde 1643 im Pamphlet „Oberservations upon the white Dog Boy“ festgehalten. Eine Kopie davon wird beim englischen Kennel-Club aufbewahrt. Man sagt, dass damit das Wort „Pudel“ im englischen Sprachgebiet zum ersten Mal schriftlich festgehalten worden sei.

Prinz Ruperts Feinde sollen diesem Hund übernatürliche Kräfte zugeschrieben haben. Sie fürchteten ihn und sie bezeichneten ihn als „The Devil Dogge Puddle“ (Teufels-Pudel-Hund). Im British Museum, unter der „Collection of Pamphlets“, findet man eine Darstellung des Todes dieses Hundes aus dem Jahre 1644. Es trägt den Titel „A Dog’s Elegy or Rupert’s Tears”. “Boy” wird dort auf dem Schlachtfeld sterbend gezeigt, während sein Meister erschüttert daneben steht.

Der Invalide „Barbouche“, ein Pudel, dem 1800 bei Marengo ein Säbelhieb die linke Vorderpfote abschlug, als Napoleon die Österreicher besiegte, verdiente sich und seinem gleichfalls invaliden Herrn das Brot, indem er sich auf der Straße „erschießen“ ließ und „toter Hund“ spielte.

Sieben Jahre harrte „Medor“, ein weißer Pudel, auf dem Grab seines Herrn aus, der im Kampf um den Louvre beim Juliaufstand 1830 gefallen war. Man erbaute ihm auf dem Grab eine Hütte, die zum Wallfahrtsort der Franzosen wurde. Wiederholt wurde der Hund gestohlen und weiterverkauft, doch fand er immer wieder zum Grab seines Herrn zurück.

Ein Schausteller aus Piemont starb kurz nach Beendigung des Krieges 1870/71. Die einzigen, die seinen Sarg begleiteten, waren seine drei klugen Hunde: ein Pudel, ein Windspiel und ein Schäferhund. Als man sie nicht auf den Friedhof lassen wollte, heulten sie so kläglich, dass der Wärter sich erbarmte. Der Sarg mit den sterblichen Resten ihres Herrn wurde ins Grab gelassen. Da stellten sich die Hunde, wie wenn ihr Herr es ihnen befohlen hätte, auf die Hinterläufe und begannen einen Walzer zu tanzen, den Walzer, mit dem sie und ihr Herr durch das Land gezogen waren Sie tanzten zehn Minuten und verschwanden dann mit gesenkten Köpfen. Niemand hat sie je wiedergesehen.

Ein Pudel, der „Barbou“  hieß, schmuggelte im vorigen Jahrhundert mit großem Erfolg flandrische Spitzen. Sein Herr hatte ihn kahl geschoren, band ihm die Spitzen um den Leib und hängte die ganze Schnüren – Pudel – Lockenpracht darüber. Dank der schauspielerischen Pudelfähigkeiten ging das lange Zeit gut.

„Munitos“ große Zeit lag zwischen 1814 und 1818. Er zeigte seine Zauberstricks in London und Paris. Auf Plakaten, die auf „Munitos“ Vorstellungen hinwiesen, konnte man folgendes lesen: „Dieser wunderbare Hund kennt das Alphabet, er kann Wörter kopieren und rechnen. Er kennt alle Spielkarten, und er kann dem Zuschauer jede gewünschte Karte holen. Er spielt Domino und er zeigt noch viel mehr.“ Die Vorführungen fanden täglich zweimal statt. „Munito“ stammte aus Mailand und wurde von einem Holländer ausgebildet und vorgeführt. In „Education du Chien“ (1866) beschreibt E. de Tarade wie „Munito“ arbeitete: Er spazierte in einem Kreis von Karten, bis er das Zeichen seines Meisters hörte (das soll ein feines Klicken der Fingernägel gewesen sein), dann stand der Vierbeiner still und nahm die nächstliegende Karte auf. Das erwähnte Zeichen wurde vom Pudel sogar zur Kenntnis genommen, wenn sein Trainer die Hände in den Sack steckte. Solche Übungen erfordern vom Vierbeiner eine hohe Aufmerksamkeit. Das sind Leistungen von Vier- und von Zweibeinern, die Respekt verdienen.

Berühmte Leute, große Künstler und ihre Pudel

Viele große Künstler besaßen einen Hund. Bertel Thorvaldsen, Sir Winston Churchill, Thomas Mann, Prinz Bernhard der Niederlande, Kaiserin Fara Diba und viele andere. So auch Richard Wagner. Sein Pudel begleitete den Meister auch ins Theater und hatte im Orchester seinen festen Platz, und Beethoven schrieb 1787 die „Elegie auf den Tod eines Pudels“. In Goethes „Faust“ wird der Pudel zur Unsterblichkeit erhoben; in seiner Gestalt erscheint Mephisto auf der Bühne. Schopenhauer und sein schwarzer Pudel „Atma“ waren unzertrennlich. Hier von Wilhelm Busch gezeichnet. Der berühmteste Pudel dieses Philosophen war „Butz“. Dieser beherrschte viele Kunststücke, und er ließ sich sogar mit einem Körbchen alleine zum Einkaufen schicken.

Wagners bester Freund war der Pudel „Peps“, der ihn 13 Jahre lang auf Schritt und Tritt begleitete, und von seinem braunen Pudel „Rüpel“ erzählte er, dass er besonders musikalisch war.

Auch die Dichter Eduard Mörike und Heinrich Heine schwärmten in Gedichten von dem braven Wollgeschöpf und Chopins bekannter „Minutenwalzer“ ist eigentlich ein Pudelwalzer. Er komponierte ihn im Hause von George Sand, inspiriert von einem kleinen pudel, der sich ganz fröhlich um sich drehte. So entstand „La valse du petit chien“, den man auf deutsch als „Minutenwalzer“ kennt.

Der nordische Bildhauer Thorvaldsen setzte seinem vierbeinigen Freund „Primon“ ein Denkmal aus Marmor.

Zu Churchills „Wahrzeichen“ gehörten nicht nur die lange Zigarre, sondern auch sein brauner Pudel „Rufus“. Er schätzte diesen Freund als einziges Lebewesen seiner Umgebung, das ihm keine lästigen Fragen stellte. Die zehnjährige „Poupette“ von Gilles Peclard wurde nie müde, zusammen mit ihrem Lehrmeister ihre Kunststücke vorzuführen. Sogar im Fernsehen war sie schon zu sehen: Sie konnte Zahlen lesen und rechnen. Das Resultat gab sie in Pfotenhieben wieder.

 

Die wohl vollendetste Liebeserklärung an den Pudel hat der schweizerische Gelehrte, Prediger und Schulmann Peter Scheitlin in seinem geistvollen, im Jahre 1840 veröffentlichten Werk „Versuch einer vollständigen Tierseelenkunde“ geschrieben: Er schreibt darin unter anderem: „Der vollkommenste Hund ist der Pudel, und was Gescheites und Braves am Hunde gerühmt wird, bezieht sich vereint auf ihn. Er hat Eigenheiten, Sonderbarkeiten, Originalitäten und Genialitäten. An ihm ist alles Psyche. Der Pudel ist von Natur gut. Jeder schlechte ist durch Menschen schlecht gemacht worden.“